Warum Amazon jetzt Bewertungen verkauft – Amazons neues Bewertungssystem

Viele von euch nutzen das Amazon Partnerprogramm für ihre Nischenseiten oder auch zum Monetarisieren des eigenen Blogs. Passende Produkte sind schließlich schnell gefunden und verlinkt und schon kommen in kürzester Zeit ein paar Euro zusammen, mit etwas Glück sogar ein paar mehr. Wegzudenken ist das Partnerprogramm jedenfalls nicht mehr und auch wenn es keine Haupteinnahmequelle darstellt, ist es für viele Blogger und Betreiber von Nischenseiten enorm wichtig geworden. Ein zweites Standbein, wenn man so will.

Bewertungen waren dabei immer das große Problem von Amazon. Zu wenige davon waren oft vorhanden und niemand kauft Produkte ohne Bewertungen. Also wurde der Handel mit gefälschten Bewertungen groß, denn wer sich viele positive Rezensionen sicherte, wurde bei Amazon geklickt und gekauft. Das wiederum nervte Amazon, also gingen sie sehr streng gegen solche Falschbewertungen vor und ließen, gerade in den letzten Monaten, eine ganze Menge löschen. Auch Produkttester wurden verboten, der Rabatt für eine positive Rezension war damit illegal und brachte Verkäufer bei Amazon in ernste Schwierigkeiten.

Jetzt verkauft Amazon selbst Bewertungen. Wie genau das gemeint ist und was es damit auf sich hat, schauen wir uns jetzt im Detail an.

Amazon verkauft Bewertungen?

In den USA hat Amazon kürzlich das neue Bewertungssystem ausgerollt. Ein System, bei dem Händler ihre Produkte mit passenden Bewertungen antreiben können. »Early Reviewer System« nennt sich das Ganze. Weil Amazon sich der Tragödie bewusst ist und weiß, dass sich nur Produkte mit Bewertungen auch entsprechend gut verkaufen, möchte man das bei neuen Produkten nun entsprechend fördern. Mit dem neu eingeführten System.

In der Realität bedeutet dies ganz einfach, dass jeder Kunde, der eine Bewertung hinterlässt, einen Gutschein von ein bis drei Dollar für seine Mühe erhält. Wer genau bewertet und welches Produkt in das System aufgenommen wird, entscheidet allerdings Amazon. Händler können sich aktuell in der »Sellercentral« lediglich bewerben. So heißt es, dass nur Produkte ab 15 Euro und mit weniger als fünf Bewertungen zugelassen werden. Für 60 Dollar können Händler dann wohl fünf Bewertungen kaufen, um damit den Verkauf des Produktes entsprechend anzutreiben oder überhaupt erst so richtig zu starten. Denn wie gesagt: Ohne Bewertungen verkauft sich bei Amazon gar nichts.

Positiv oder Negativ?

Auch wenn der Händler nun für die Bewertungen bezahlt, erhält er damit keine Garantie. Ist sein Produkt schlecht und wird entsprechend bewertet, hat er demnach einfach Pech gehabt. Hier werden also nicht nur positive Bewertungen verkauft, sondern Bewertungen im allgemeinen. Das Problem auf Amazon ist nämlich: Kunden achten dort extrem auf die Rezensionen bzw. Kundenstimmen. Auf der anderen Seite boomt der Handel mit Fake-Bewertungen, während Kunden selbst immer weniger bewerten oder nur noch bestimmte Produkte und Kategorien entsprechende Beachtung und Feedback erhalten. Mit dem neuen System möchte Amazon also vor allem neue Produkte antreiben und wieder vermehrt für Bewertungen sorgen, die schließlich immer mehr nachlassen. Außerdem reduziert dies im besten Fall den Kauf von Fake-Bewertungen.

Was bedeutet das für Affiliates?

Im Grunde ist es ganz einfach. Affiliates können darauf hoffen, dass Produkte allgemein wieder stärker bewertet werden. Gerade für Nischenseiten ist das hochinteressant, da es auch hier durchaus sehr spezielle Produkte gibt, die unter den geringen Bewertungen leiden. Produkte mit vielen Bewertungen verkaufen sich nämlich einfach besser, können prominenter platziert werden und so machen Affiliates im besten Fall mehr Umsatz beim Verkauf oder können Produkte bewerben, die zuvor über zu wenig Kundenstimmen verfügten, um erfolgreich vermarktet werden zu können.

In der Theorie klingt das nicht schlecht. Ob das System aber wirklich so gut angenommen wird und tatsächlich zu sichtbar mehr Bewertungen führt, bleibt erst einmal noch abzuwarten.

Wie ist der aktuelle Status?

Aktuell rollt Amazon das »Early Reviewer System« auf Amazon USA aus. Dort berichten immer mehr Händler, dass ihnen die Funktion zur Verfügung steht. Wie üblich bei Amazon, dürfte das Update dann nach einer Weile auch in Deutschland ausgerollt werden. Das wiederum könnte dann zu den ersehnten, höheren Bewertungszahlen führen und im besten Fall hilft das auch den Affiliates, nicht nur den Verkäufern.

Jedenfalls sehr interessant das Ganze und ein netter Versuch, dem Problem mit den Bewertungen ein wenig entgegenzutreten. Gerade bei Amazon sind die Rezensionen nämlich nach wie vor einfach ein Kriterium, nachdem viele Kunden ihre Produkte auswählen und wer da als Neuling nichts vorweisen kann, geht schnell in der Masse unter oder wird aus Vorsicht ignoriert. Es könnte viel bewirken, wenn es sich denn positiv bemerkbar macht und durchsetzt.

Interessant könnte so etwas vor allem auch für Self Publisher oder kleine Händler sein, die mit ihren Produkten neu am Markt sind und die noch niemand so richtig kennt. Was für ein langer Prozess dahintersteht und welche Schwierigkeiten es gerade beim Self Publishern gibt, wisst ihr ja noch aus meiner Artikelserie zum Thema. Ein paar Bewertungen für den Start könnten da sehr viel bewirken.

Was meint ihr zum neuen Bewertungssystem auf Amazon? Glaubt ihr, dass könnte Affiliates helfen? Wie kauft ihr bei Amazon ein, achtet ihr auch verstärkt auf Bewertungen?

Peer Wandiger

3 Gedanken zu „Warum Amazon jetzt Bewertungen verkauft – Amazons neues Bewertungssystem“

  1. Also wenn ich Produkte auf einer Affiliate-Seite promote, achte ich schon sehr stark darauf, dass sie möglichst viele gute Bewertungen erhalten haben. Da auch ich selbst (indirekt) Produkte auf Amazon verkaufe, weiß ich, wie schwierig es ist die ersten Bewertungen zu erhalten. Ich als Kunde habe sehr viele Jahre lang keine einzige Bewertung geschrieben, doch in den letzten Jahren habe ich (wahrscheinlich, da ich die andere Seite kennen gelernt habe und nun weiß, wie dankbar jemand für Bewertungen sein kann) Bewertungen hinterlassen, jedoch nur dann, wenn mir ein Produkt positiv aufgefallen ist, da ich niemandem wirtschaftlich schaden will. Grund für meine zuvorige Zurückhaltung: Wer eine Bewertung schreibt, gerät nicht zuletzt selbst ins Visier, und man gibt etwas von sich selbst preis, wenn man sich öffentlich zu dem einen oder anderen Produkt outet.
    Um alles auf einen Punkt zu bringen: Die neuesten Tendenzen von Amazon halte ich für Affiliates für eher begrüßenswert.

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  2. Ich achte nur auf Bewertungen bei Amazon. Gekaufte Bewertungen erkennt man sehr schnell. Wenn ein Artikel weniger als zehn Bewertungen hat, dann suche ich lieber auf anderen Plattformen. Bin gespannt was Amazon daraus macht. Grüße.

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  3. Amazon hat auch schon vorher über das Vine-Programm den Händlern die Möglichkeit gegeben, Bewertungen über Amazon zu generieren. Allerdings bislang nur für Vendoren (also Händler, die ihre Ware direkt an Amazon verkaufen und nicht selber auf dem Marktplatz als Händler auftreten).

    Für Nischenseiten-oder Affiliate-Betreiber ändert sich meiner Meinung aber nicht wirklich viel, da diese sich in der Regel ja an den Bestsellern in der jeweiligen Kategorie orientieren und diese in der Regel schon eine Menge Bewertungen haben – kommt natürlich immer auf die Nische an.

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