Betrug im Affiliate Marketing – Wie schlimm ist es wirklich?

Vor kurzem habe ich über Ethik im Affiliate Marketing geschrieben und dieser Artikel kam gut an.

Allerdings haben ein paar Leser mehr Infos darüber gefordert, wie denn genau betrogen wird.

Deshalb möchte ich heute ein paar Beispiele nennen, aber auch eine Lanze für das Affiliate Marketing brechen.

Betrug im Affiliate Marketing

Die Wellen im Web schlagen in letzter Zeit recht hoch.

Zum Thema Betrug im Affiliate Marketing sind immer häufiger Artikel zu finden und natürlich findet so ein Thema auch eine gewisse Aufmerksamkeit.

Dabei wird vor allem darauf eingegangen, was Affiliates so alles anstellen, um mehr Provisionen zu kassieren.

Die Bandbreite reicht von unseriösen Methoden bis hin zum glatten Betrug.

Aber auch die Merchants, Affiliateagenturen und Affiliate-Netzwerke müssen sich immer mal wieder den Vorwurf gefallen lassen, nicht ganz ehrlich zu spielen.

Natürlich kann ich in diesem Artikel keine glasklares und umfassendes Ergebnis präsentieren. Aber ich möchte ein paar Beispiele nennen und meine Meinung dazu abgeben, wie schlimm es wirklich ist.

Beispiele für unseriöse Affiliate-Aktionen

Ich bin weder Partnerprogramm-Manager noch setze ich selber eine der folgenden Methoden ein.

Aber im Web findet man mittlerweile doch so einige Beispiele und Erfahrungsberichte. Zudem hat man auf der einen oder anderen Konferenz in Vorträgen oder im persönlichen Gespräch so einiges gehört.

Cookie Spreading
Auf Spiegel.de ist ein etwas plakativer, aber nicht uninteressanter Artikel erschienen, in dem über Betrugsmethoden berichtet wird.

So gehört das Cookie Spreading unter anderem zu den richtig fiesen Betrugsmethoden. Dabei verteilt man z.B. über ein präpariertes Werbebanner oder eine gut besuchte Website (z.B. Erwachsenenunterhaltung) ein gefälschtes Cookie und überschreibt damit evtl. vorhandene Cookies ehrlicher Affiliates.

In diesem Cookie wird normalerweise vermerkt, welcher Affiliate mit einem Affiliatebanner einen Kunden geworben hat. Geht dieser Kunde dann in dem entsprechenden Shop einkaufen, bekommt der Affiliate eine Provision.

Indem Betrüger diesen Cookie überschreiben, wird die Provision dem Betrüger zugeordnet. Durch diese Methode werden aber auch alle anderen User, die sich so einen gefälschten Cookie einfangen, beim späteren eventuelle Einkauf, als vom “bösen” Affiliate geworben, erkannt.

Das funktioniert bei sehr großen Shops natürlich sehr gut. Man stelle sich nur mal vor, man kann 1.000 Usern jeden Tag so einen Cookie des Shops XY unterschieben. Wenn davon im Monat nur 5% dann was bei dem betreffenden Shop kaufen, verdient der Betrüger richtig gut.

Und natürlich verteilen solche Betrüger nicht nur Cookies eines, sondern gleich dutzender Shops.

Geschädigt werden hier zum einen die Affiliates, deren ehrlicher Cookie überschrieben wird und natürlich die Merchants, die Provisionen auch für Kunden zahlen müssen, die nie auf ein Banner oder Affiliatelink geklickt haben.

PostView
Die legale Variante ist das sogenannte PostView. Dabei reicht die Einblendung eines Werbemittels, um einen Cookie zu setzen.

Da es bestimmte Anforderungen an die Größe und Art der Einbindung des Werbemittels gibt, ist diese Variante zumindest etwas transparenter. Aber nicht viel.

Dass diese Variante bei vielen kleinen Affiliates nicht sonderlich beliebt ist, dafür bei großen Online-Portalen umso mehr, überrascht nicht.

Man erkennt solche PostView-Banner meist daran, dass viele Banner verschiedener Merchants angezeigt werden oder diese sogar noch automatisch wechseln.

Ich frage mich dabei aber immer, welche Firmen das PostView-Modell überhaupt wählen. Das ist mir unverständlich.

Große und seriöse Affiliate-Netzwerke, wie z.B. SuperClix, verzichten generelle auf PostView-Werbung. Das finde ich gut.

Adwords-Hijacking
Eine beliebte Methode ist es, eine AdWords-Anzeigen so zu gestalten, als wäre sie vom Hersteller selber und dort dann einen Affiliate Link zu hinterlegen.

Damit wird dem User vorgetäuscht, er käme direkt zum Anbieter, aber dabei wird er über einen Affiliate-Link gelotst.

Hier kostet dem Betrüger zwar der Klick etwas, aber das lohnt sich trotzdem.

gefakte Sales/Leads
Eine weitere Methode fällt ebenfalls in die Kategorie Betrug.

Bei bestimmten Partnerprogrammen ist es durchaus möglich gefakte Bestellung und vor allem gefakte Leads zu generieren.

Newsletter-Anmeldungen, Downloads, Testzeiträume, Angebotseinholung etc. werden teilweise auch per Parnerprogramm beworben.

Wie man dort viele gefakte Leads generiert, kann sich sicher jeder selber gut vorstellen.

Bei Sales ist das auch möglich, aber sicher schwerer.

Gutschein-Betrug
Eine Methode, die mir letztens aufgefallen ist, funktioniert mit Gutschein-Portalen, auch wenn ich das natürlich nicht allen Gutschein-Portalen unterstelle.

Viele User googlen vor dem Kauf in einem Online-Shop nochmal nach einem Gutschein.

Man findet auch immer etwas dazu, aber leider sind die Gutscheine selten noch gültig. Aber bevor man das testen kann, muss man oft erstmal was anklicken, damit der Gutscheincode sichtbar wird.

Oft genug fängt man sich in dem Moment dann einen Cookie ein und der Gutschein-Affiliate bekommt eine Provision, auch wenn der Gutschein gar nicht mehr aktuell ist.

Es gibt noch andere Methoden, die unter anderem Malware, gefälschte “Marken-Websites”, Toolbars oder ähnliches beinhalten, aber so gut kenne ich mich damit nun doch nicht aus. Es sollte aber klar sein, dass Betrügern eine ganze Reihe von Methoden zur Verfügung stehen.

Affiliate-Netzwerke und die Transparenz

Affiliate-Netzwerke stehen zwischen Merchant und Affiliate und spielen damit eine wichtige Rolle.

Allerdings besteht das Problem, dass diese Netzwerke natürlich grundsätzlich von vielen Provisionen profitieren und damit könnte man zumindest vermuten, dass man es dann nicht so genau nimmt, ob alle Provisionen hundertprozentig korrekt erstehen.

Wenig überraschend sind die Netzwerke der Meinung, dass das Betrugsproblem sehr klein ist.

Aber auch darüber hinaus gibt es immer mal wieder kritische Stimmen über Netzwerke.

So klagten schon Affiliates, dass sie wegen angeblicher Verstöße gegen die Regeln des Netzwerken raus geschmissen wurden und ihre dicken Povisionskonten wurden gesperrt. Ob diese Affiliates wirklich gegen die Vereinbarungen verstoßen haben ist natürlich nicht wirklich zu beurteilen.

Aber eigentlich sollte ein Affiliate-Netzwerk daran interessiert sein, gute Affiliate langfristig zu halten.

Aber auch Merchants setzen sich immer mal wieder dem Verdacht aus, nicht ganz ehrlich zu spielen. So gab es Fälle, in denen Affiliates von einem Sale (z.B. über einen Leser eines Blogs) erfahren haben, dieser Sale aber nicht in den Statistiken des Partnerprogramms auftauchte.

Hier stellt sich natürlich die Frage, wie ehrlich die Merchants mit der Möglichkeit umgehen, Leads und Sales zu stornieren.

Wie schlimm ist es wirklich?

Wenn man das so liest, dann könnte man wirklich denken im Affiliate Marketing wird von allen Seiten nur betrogen.

Ich glaube nicht, dass dies der Fall ist. Die meisten Affiliates sind sich bewusst, dass so etwas meist nicht wirklich lange gut geht.

Dass es ein Teil trotzdem macht, ist aber sicher nicht abzustreiten.

Und auch die Netzwerke und Merchants wissen, dass langfristig gesehen ein ehrlicher Umgang miteinander profitabler ist, als kurzfristig den anderen übers Ohr zu hauen.

Wie groß der Schaden durch unberechtigte/geklaute Provisionen ist, lässt sich nicht wirklich sagen. Die Schätzungen reichen, je nachdem wen man fragt, von wenigen Prozent bis hin zu etwas höheren zweistelligen Prozentwerten.

Fazit

Steht das Affiliate Marketing vor dem Aus?

Ich denke nicht. Dafür sind die Vorteile eines ehrlichen Affiliate Marketings für alle Beteiligten zu groß.

Merchants bezahlen nur, wenn auch Umsatz reinkommt. Affiliate-Netzwerke profitieren vor allem dann, wenn sowohl die Mechants, als auch die Affiliates zufrieden sind. Und die Affiliates sind sowieso für diese Einnahmequelle sehr dankbar.

Wichtig ist für die Zukunft, dass die Transparenz im Affiliate Marketing deutlich größer wird.

Es muss besser nachzuvollziehen sein, wie ein Cookie gesetzt wurde. Oder man verzichtet gänzlich auf Cookies und nutzt andere Methoden.

Zudem sollten die internen Prozesse bei den Affiliate-Netzwerken und den Merchants transparenter sein. So wird vermieden, dass diese den Affiliate übervorteilen.

Und zu guter Letzt sollte man fragwürdige Werbemittel wie z.B. PostView wieder aufgeben.

Ich bin gespannt, wie es mit dem Affiliate Marketing weiter geht.

Weitere Beispiele für Betrug im Affiliate Marketing.

Peer Wandiger

11 Gedanken zu „Betrug im Affiliate Marketing – Wie schlimm ist es wirklich?“

  1. Hallo Peer,

    wow, interessanter Artikel. In dem Maße war mir die “Gefahr” oder waren mir die “Betrugsmöglichkeiten” noch gar nicht bewusst…

    Danke für die Aufklärung!

    Viele Grüße
    Gordon

    Antworten
  2. Interessant, was es da alles für Methoden gibt. Solche Nummern sind schon ziemlich dreist.

    Schöner Artikel – Danke!

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  3. Es ist schon beachtlich welche Machenschaften und Möglichkeiten im Affiliate Marketing offen stehen!

    Aus diesem Grund sollte man wirklich nur mit guten und grossen Anbieteren zusammenarbeiten…aber ein schlechtes Gefühl bleibt trotzdem.

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  4. Ist ja heftig was da für Maschen abgezogen werden!

    Das mit dem Cookie austauschen ist wirklich bitter für ehrliche Affiliates. Ich frag mich wie sowas technisch abgewehrt werden kann bzw. ob größere Anbieter ala Amazon da einen Riegel vorschieben können?

    Grüße

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  5. Hallo zusammen,

    ich kann nur neidlos sagen: interessanter Artikel. In diesem Maße war mir diese “Gefahr” oder besser: waren mir diese offensichtlichen Möglichkeiten eines “Betruges” noch wirklich nicht in diesem Masse bewusst…

    … weiter so…

    … meint Dr. HJ Karg

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  6. Überall wo es um Geld geht, wird betrogen. Die Menschen sind nur auf sich selbst fixiert und machen sich keine Gedanken darüber, wie es sich anfühlt, wenn man selbst um sein Geld betrogen wird. So sind nun mal die Menschen. Da kann man nichts machen. Die Einzigste Möglichkeit, die einem bleibt ist, immer Wachsam zu sein und bei einem Verdacht, dass Affiliate Netzwerk zu wechseln. Es gibt auch eine Menge seriöser Netzwerke.

    Gruß Timo

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  7. Hallo Peer,

    wieder ein super Artikel mit interessanten News. Es gibt überall schwarze Schafe, aber ich denke insgesamt geht alles doch recht fair ab.

    MfG

    Armin Schmethüsen

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  8. Danke, für den lesenswerten Artikel. Schade, dass so was möglich ist. Schließlich werden dann auch seriöse Affiliates misstrauisch beäugelt, Auszahlungen lange geprüft und so weiter.

    Aber schwarze Schafe gibt es bekanntermaßen in allen Bereichen.

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